Resfriado – was nun?
Was man Europa größtenteils
gar nicht besonders erwähnt, ist hier in Panama
- und auch nach meiner Erfahrung in den übrigen Ländern von
Lateinamerika - wichtig. Da wird ein Wind gemacht, als meinte man, jemand läge
im Sterben
Resfriado heisst übersetzt,
Erkältung. Mein Nachbar geht nicht arbeiten. Ich frage ihn, warum er heute
nicht arbeitet. Leicht entrüstet und verwundert antwortet er, ich bin krank,
ich habe eine resfriado.
Estoy resfriado y tengo dolores de garganta y de cabeza, heisst: Ich bin erkältet und habe Hals- und
Kopfschmerzen. Aber eigenartiger Weise akzeptiert dies jeder Arbeitgeber hier,
in Deutschland würde das keineswegs akzeptiert, man würde sich anstellen,
heisst es dort. Aber das geht hier ja noch weiter.
In der Regel geht man zum
Arzt, der schreibt dann, wie in den 50er und 60er Jahren Deutschland, 3-5
Medikamente auf, die man einnehmen soll. Und wenn der Arzt das sagt, wird das
auch genommen. Man geht dann zur Apotheke (heisst hier Farmacia) und holt sich
alles ab. Ist man versichert, kostet das alles kaum etwas, vielleicht 1-2
Dollar. Ist man nicht versichert kostet das etwas unter 10 Dollar, es wird dann
das billigste verkauft. Man kann hier im übrigen fast alle Medikamente kaufen,
ohne Rezept, wie im Supermarkt (in den Supermarktketten selbst haben sie seit
einiger Zeit auch Abteilungen für Medikamentenverkauf).
Dabei werden die Packungen
geöffnet und ein Teil entnommen. Brav schlucken dann die Leute alles das, was
man ihnen mitgegeben hat in der Farmacia. Der andere Weg ist der, man geht
nicht zum Arzt, sondern direkt in die Farmacia und fragt dort die Verkäuferin
(muss ja nicht der Apotheker selbst sein), was sie gegen Erkältung haben. Je
mehr Sachen man angibt, wo es schmerzt, je mehr wird verkauft. Die Reste werden
dann übrigens zuhause gelagert, für später, Verfallsdaten gibt es keine, stehen
ja auch nicht auf dem Tütchen, in dem die Teilmenge in der Farmacia abgegeben
wurde.
Ich habe mich oft gefragt,
warum die hier so einen Zirkus machen, wenn jemand erkältet ist. Mit der Zeit
habe ich herausgefunden, dass diese Leute hier in Lateinamerika aufgrund des
wunderbaren Klimas sehr verwöhnte Körper haben. Und früher war es in der Tat
so, dass mit der Erkältung schwerere Krankheiten einhergingen bzw. durch die
Schwächung des Körpers begonnen haben. Das war natürlich dann gefährlich und
konnte lebensgefährlich werden, wie Einheimische sagen, wenn sie von früher
erzählen. Offensichtlich - oder gar begründet – wird daher heute noch immer
sofort und heftig reagiert, wenn jemand auch nur leicht erkältet ist.
Für Europäer, die
offensichtlich aufgrund ihres Lebensraumes (Klimas) und auch der damit
verbundenen genetischen Veranlagung über grosse Zeiträume (viele Generationen) hinweg,
eine Erkältung hier in Lateinamerika locker wegstecken, ist daher Resfriado mit
anderen Augen zu sehen.
Meist nach einer Woche ist
dann die Erkältung vorüber. Ich mache dann immer den folgenden Witz: Wenn du Medikamente nimmst, dauert deine
Erkältung eine Woche, ohne Medikamente dauert sie nur 8 Tage. Viele
lächeln, aber ich bezweifele, ob sie es verstanden haben. Ich habe mehrmals im Jahr
eine Erkältung hier, aber sie dauert bei mir meistens nicht mal einen Tag,
selbstverständlich ohne jedes Medikament, schließlich muss der Körper solche
Widerstäände haben oder sie selbst aufbauen.
Warum sie denn immer soviel
aufschreiben, frage ich einen Freund, der Arzt ist. Na ja, wenn es nur eine
Medizin wäre, sagt er, dann kann man davon doch nicht gesund werden. Deshalb
muss es ja auch mehrere Sachen geben, um wieder gesund zu werden.
Wer`s glaubt, wird selig ….
Ramiro